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Offener Brief an den Direktor der Kunstsammlungen Chemnitz, Frédéric Bußmann

Berlin, 11.03.2022

Sehr geehrter Herr Bußmann,

der Vorstand der ADKV hat schockiert zur Kenntnis genommen, dass Sie auf der Straße gewalttätig angegriffen wurden, nachdem Sie getan haben, was jeder Mensch mit bürgerschaftlicher Verantwortung in vergleichbarer Situation hätte tun müssen, wenn öffentlich der Hitlergruß gezeigt wird - Sie sind, ohne zu Zögern, eingeschritten.

Auch in unserem Vorstand gibt es Menschen, die bereits rechte Gewalt erfahren haben. Wir wissen deshalb, dass eine solche Tat nicht spurlos an dem Angegriffenen vorbeigeht. Gewalt wirkt auch nach, wenn sichtbare Spuren verschwunden sind. Dass die Gedanken noch lange später um die Erfahrung der eigenen Angreifbarkeit und den Hass der anderen kreisen, ist eine besondere Zumutung solcher Attacken. Außenstehende nehmen das oft unzureichend wahr.

Wir möchten Sie um so mehr - auch im Namen der deutschen Kunstvereine, die einer weltoffenen, diversen und demokratischen Kultur verpflichtet sind - dazu ermutigen, weiterhin in Ihrer Arbeit für eine Zivilgesellschaft einzutreten, in der die politische Kultur in unseren Städten als Grundlage der künstlerischen Kultur in unseren Ausstellungshäusern und Vereinen verstanden werden kann. Wir alle brauchen heute wieder einen öffentlich wahrnehmbaren Kulturbegriff, nicht nur in Chemnitz, der künftigen Kulturhauptstadt, der demokratischen Gemeinsinn als die solidarische Aufgabe aller begreift.

Als Dachverband stehen wir für diese gemeinsame Sache ein. Eine offene demokratische Gesellschaft ist die Arbeitsgrundlage des zivilgesellschaftlichen Engagements in allen unseren Vereinen.

Sollten Sie eine Möglichkeit sehen, wie wir Sie konkret unterstützen können, nehmen Sie bitte gern Kontakt zu uns auf.

Mit den besten Grüßen und Wünschen
Ihr Vorstand der ADKV