Jahresgabe

Kontakte

Deeg, Florian

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In der gemeinsamen Ausstellung Leerlauf und: Warten auf Durchzug in den Vitrinen des Kunstvereins beschäftigten sich Florian Deeg und Jáno Möckel mit dem Vergessen von Orten, Gegenständen und menschlichen Begegnungen. In ihrer multimedialen Installation verbanden Deeg und Möckel den Konservierungsprozess von Erinnerung mit der Ästhetik des Verfalls. Dafür eigneten sie sich Gegenstände und Orte des Alltags an. In einer Rauminstallation deren Ästhetik sich zwischen Schaufenster, Büroraum und privatem Interieur bewegte, zeigte Deeg u.a. die von ihm entwickelte Webseite leute-in-deutschland.de. Auf der Seite erscheinen einmalig alle Namen, die im deutschen Telefonbuch im Herbst 2016 verzeichnet waren.

Die Jahresgabe Kontakte knüpft an diese Arbeit an, folgt jedoch anderen Regeln. Auf drei Minicomputern mit Displays werden jeweils ein Drittel der Namen aus dem Telefonbuch aufgerufen. Die Namen treten von allen Seiten des Displays mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf der Bildfläche auf. Basierend auf dem Impulserhaltungssatz bewegen sich die Namen mit konstanter Geschwindigkeit in einem abgegrenzten digitalen Bereich und nehmen an Geschwindigkeit zu, sobald sie mit einem Namen von größerer Masse kollidieren. Deeg simuliert Miniaturwelten, in denen sich Namen als Repräsentanten von Personen auf Grund physikalischer Gesetze und algorithmischen Zufalls begegnen. Jeder Name verweist auf eine reale Person, die 2016 in Deutschland gelebt hat. In der Summe werden die Namen als soziales Gefüge wahrgenommen und bleiben dennoch abstrakt.

Florian Deeg (lebt in Hamburg) beschäftigt sich in seiner Arbeit mit den Möglichkeiten und Übergängen analoger und digitaler Modelle. Er studierte Bildhauerei in der Klasse von Thomas Demand an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg. Deeg erhielt das Deutschland-Stipendium 2016 und stellte u.a. bei der Skulptur Quadriennale Riga (2016), dem Kunstverein Schwerin (2017) und dem Künstlerinnenhaus Wendenstraße, Hamburg (2020) sowie Spoiler Zone, Berlin (2021) aus. Deeg ist nominiert für das Hamburger Arbeitsstipendium 2022.