Jahresgabe

Ohne Titel

Popp, Harald

Die Fotografien von Harald Popp (*1974 in Hamburg, lebt und arbeitet in Hamburg) untersuchen das Verhältnis zwischen digitalen Bildern und ihren Auswirkungen auf unsere alltägliche Wahrnehmung von Realität. Ausgehend von der Annahme, dass wir täglich mit manipulierten digitalen Bildern zu tun haben, arbeitet Popp mit diesem Unbehagen, indem er seine Bilder gerade nicht digital manipuliert, sondern Szenarien sorgfältig von Hand gestaltet. In der Verwendung von Alltagsgegenständen wie Vasen, Büchern und Nippes aus Gebrauchtwarenläden verwischt er die Unterscheidung zwischen Objekt und Bild in einer Verdichtung auf der formalen Ebene der Fotografie wie auch deren Rahmung. Auf diese Weise entstehen formale Experimente, die Elemente wie Muster, Farbe und Tiefe ebenso hervorheben wie die Funktion des Bildes an sich.

Für die diesjährigen Jahresgaben hat Popp eine Serie von drei Drucken produziert, die seine Experimente mit der Studiofotografie fortsetzen. Zwei der Bilder zeigen ein gefundenes Objekt, eine kleine Eulenfigur aus Stein, vor einem psychedelisch anmutenden Hintergrund, wobei die wirbelnden Muster auf dem Objekt wie eine Art Tarnmuster wirken. Das Spiel zwischen Farben, Mustern und Texturen scheint die Differenzierung zwischen Vorder- und Hintergrund, dem fotografischen Objekt und seiner Umgebung zu verwischen und lässt ein Bild entstehen, das das Auge herausfordert, in den Formen Unterschiede zu finden. Das dritte Bild zeigt ein aufgeschlagenes Buch, wie es für die Produktfotografie typisch ist. Das Buch ist hier jedoch selbst Träger eines Bildes: einer vom Künstler von Hand bearbeiteten Fotografie. Dieses Bild zeigt einen Marmorsockel, der wiederum das Muster der beiden anderen Bilder wiederholt. Tatsächlich bestand Popps’ Eingriff darin, das Kunstwerk auf dem Sockel zu entfernen und den Objektträger selbst hervorzuheben – als eine Form der Rahmung, wie auch der Akt der Fotografie eine ist.