Jahresgabe

Ohne Titel (II), 2019

Manuel Burgener

Das Spezifische an Manuel Burgeners Arbeiten ist es, die Bedingungen bildhauerischer Praxis unter gegenwärtigen Vorzeichen zu befragen. Seine Skulpturen, Assemblagen und Fotografien basieren auf Strukturen, die der Minimal Art entlehnt sind und Prozesse der Reduktion, maschineller Produktion und räumlicher Konstruktion neu perspektivieren. Hatten die Vertreter*innen des Minimalismus proklamiert, dass Gegenstände „nichts anderes vorstellen [sollen], als sie sind“ (Charlotte Posenenske), sind Burgeners Objekte als Ding und Zeichen lesbar und entziehen sich so der Festlegung auf ihre Bedeutung oder Buchstäblichkeit. Seine neusten Skulpturen variieren das Material Glas, dessen Präsenz, Transparenz und Fähigkeit, Licht zu reflektieren, Burgener nutzt, um veränderte räumliche Dimensionen zu evozieren.
Exklusiv für den Kunstverein Bielefeld hat der Künstler hiervon ausgehend vier skulpturale Objekte als Jahresgabe produziert. Die vier Unikate basieren auf einem ursprünglich zusammenhängendem Fotogramm, das verschiedene Kratzer und Spuren auf der Bildoberfläche aufweist, die Burgener direkt am Material mit seinen in Entwicklerflüssigkeit gebadeten Händen in der Dunkelkammer produziert hat, so dass Bilder ohne Aufnahme entstanden sind. Gefasst in Alurahmen, mit einer Glasscheibe versehen, führen die Objekte die Strukturen der Fotogramme mit den Spiegelungen des Glases zusammen und schaffen durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Ebenen eine Doppelreflexion.