Jahresgabe

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Cytter / Roebas

Atmosphärische Beleuchtungselemente tragen entscheidend zur Raumstimmung bei. Lampen, Laternen und Wandleuchten fungieren als zweckmäßige Apparaturen, als Raumdekorationen oder als Designobjekte aus minimalistischen Möbelkatalogen oder hochgesinnten Architekturdokumentationen. Kronleuchter dagegen vermitteln ein ganz bestimmtes Flair. Einziger Zweck dieser romantischen Einheiten ist es, die eigene Sterblichkeit und Obsoleszenz auszustrahlen. Als Ewiggestrige kommen sie nie in der Moderne oder der Jetztzeit an. Sie kommunizieren verblassten Glanz und klischieren sich selbst und all jene, die sich in ihrem kontaminierten Schein baden. Das Einbalsamiertwerden in Zelluloid ist das Schicksal eines Kronleuchters. Er ist ein heruntergekommenabgeschlagener Nebendarsteller, der sein letztes Fünkchen Aura vielleicht noch für eine muffige Festsaal-Soiree oder die Bibliotheksregale eines verfallenen Schlosses hergibt oder einen Haufen verschwitzter Klienten im Sitzbereich eines schäbigen Bordells in besserem Licht dastehen lässt. Mit dramatischem Effekt verbinden Keren Cytter und John Roebas disharmonierende Materialien und Lichtsituationen zu dreidimensionalen Gegenstücken von Cytters filmischen Konstrukten. Die womöglich aus dem Sperrmüll geschlossener Restaurants oder gescheiterter Rotlichtbetriebe geborgenen Kronleuchter ziehen die Gespräche auf sich, verwirren Vorübergehende und schwelgen in der eigenen Dysfunktionalität.(JL Murtaugh)