Pressemitteilung

ADKV für einen solidarischen und gemeinsamen Weg aus der Corona-Krise

Berlin, 11.2.2021. Während viele Großeinrichtungen des Kulturbetriebs mit den Schließungsmaßnahmen von ihrem Publikum abgeschnitten werden, leisten mehrere hundert Kunstvereine, allein 300 davon in der ADKV organisiert, bürgerschaftliche Netzwerkarbeit und halten den Kontakt zu Mitgliedern, Künstler*innen und ihrem gesellschaftlichen Umfeld in der Stadt oder dem ländlichen Raum.

Es ist in der Kultur wie im Sport: Champions-League-Vereine und kommerzielle Großereignisse, Opernhäuser und Festivals finden schnell die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Es sind jedoch die bürgerschaftlichen Vereine, die kreative Wege finden, ihre Mitgliederschaften zu aktivieren und zu stützen. Im Kulturbetrieb beweisen Kunstvereine und andere selbstorganisierte Kultureinrichtungen der Zivilgesellschaft in der Krise eindrucksvoll, wie innovativ und flexibel sie sich weiterentwickelt haben. Seit 1792, der ersten Kunstvereinsgründung in Deutschland, wird Kultur hier durch gesellschaftlichen Wandel und aktuelle Herausforderungen hindurch in der Mitte der Gesellschaft verankert.

Kunstvereine werden häufig auch genau dort aktiv, wo öffentliche Kulturangebote nicht verfügbar sind. Im ländlichen Raum sind sie oft die einzigen Kulturanbieter, während sie in Ballungsgebieten spezielle soziale Lagen und kulturelle Nischen für die Gemeinschaft erschließen. Sie arbeiten eng mit Künstler*innen und Kulturschaffenden, initiieren und ermöglichen Neuproduktionen und erproben so innovative und zukunftsweisende Formate.

Die ADKV bekennt sich zum solidarischen und gemeinschaftlichen Handeln in der Corona-Pandemie und trägt die damit einhergehenden Einschränkungen des kulturellen Lebens grundsätzlich mit.

Sie verweist aber auch darauf, dass mit den Schließungen hohe Risiken, für die meist mühsam und ehrenamtlich etablierten Kunstvereinsstrukturen, verbunden sind: Durch die Pandemie können Projekte nicht realisiert und gezeigt werden, was im schlimmsten Fall zu Nichtauszahlung und Rückforderungen von zugesagten Fördergeldern führen kann. Zudem fallen Einnahmen durch Eintritte, Verkäufe und Veranstaltungen weg.

Die ADKV fordert deshalb mit Nachdruck

  • die Bereitstellung von Sondermitteln für die bürgerschaftliche Arbeit der Kunstvereine durch Bund und Länder, um das Engagement für Künstler*innen und Zivilgesellschaft zu stabilisieren und insbesondere die Einrichtung zusätzlicher Vermittlungsformate zu ermöglichen, die in soziale Gruppen, Quartiere oder Einrichtungen hineinwirken, die von der Pandemie besonders betroffen sind. Als Vorbild soll das erfolgreiche NEUSTART-Förderprogramm für privatwirtschaftliche Galerien dienen – ohne bürgerschaftliche Arbeit in Kunstvereinen zerfallen lebenswichtige Bereiche des Kulturlebens und damit auch das gesellschaftliche Umfeld der Galerien.
  • den vollständigen Erhalt der Institutions- und Projektförderung für Kunstvereine und andere freie Träger, die im Moment die kulturelle Infrastruktur in vielen Städten und Gemeinden sichern helfen. Auf das Schärfste spricht sich die ADKV gegen Kürzungsmaßnahmen mit Bezug auf die Corona-Krise aus, wie sie aus einzelnen Städten berichtet wurden.
  • den Beginn einer Digitalisierungsoffensive für Kunstvereine und andere zivilgesellschaftliche Kultureinrichtungen. Digitalisierung ist kein Ersatzformat für unverzichtbare Ausstellungsbesuche. Kunst braucht die physische Auseinandersetzung. Die Weiterentwicklung digitaler Diskurs- und Vermittlungsangebote hingegen ist keine Aufgabe für eilige Krisenreaktionen. Es ist an der Zeit für einen Dialog zwischen Bund, Ländern, Kommunen und bürgerschaftlichen Akteuren über geeignete digitale Programme, die auf bürgerschaftliches Engagement zugeschnitten sind.

Darüber hinaus weist die ADKV darauf hin, dass der Ausstellungsbesuch ein kulturelles Bildungsangebot ist. Die Länder und Kommunen müssen dafür sorgen, dass es erhalten bleibt und gegebenenfalls mit Zusatzmitteln weiter an die Pandemieanforderungen angepasst werden kann, dass in dem Moment, in dem Öffnungen wieder gefahrlos möglich sind, die Kunstvereine als Bildungseinrichtungen schnell berücksichtigt werden. Die Kunstvereine haben hierfür bereits flexible Sicherheitskonzepte entwickelt, die etwa Einzel- und Kleingruppenbesuche ermöglichen können.

Wie selten zuvor ist in der Pandemie deutlich geworden, dass wir bürgerschaftliche Arbeit gerade dann brauchen, wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt gesichert und Krisen überwunden werden müssen.

Das Aufgabenspektrum und die Verantwortung der Kunstvereine haben sich in den vergangenen Jahrzehnten ständig erweitert, ohne dass die Förderung dies reflektiert und den größeren Bedarf an kultureller Teilhabe abbilden würde.

Die ADKV fordert, die Krise zum Anlass für einen Dialog zwischen Politik und Kunstvereinen und die schnelle Umsetzung von Fördermaßnahmen zu nehmen.